Tss, es wird doch wohl niemand so blöd sein, den ausfälligen, dummen August mit Waffenschein zu wählen, habe ich anfangs gedacht und wie so viele über Trump nur gelacht. Heute bin ich eines Besseren belehrt, aber deswegen nach wie vor irritiert: Sehen die Wähler von Trump und anderen rechtspopulistischen Narzissten etwas ganz anderes als ich? Oder sehen sie dasselbe und bewerten es nur anders? Oder steckt hinter dieser anscheinenden Verblendung mal wieder eine – dadadadaaaa – teuflische Verschwörung? Wortopolis ermittelt …
Inhalte:
1. Was ist Verblendung – ein Definitionsversuch
2. Wie entsteht Verblendung? Eine Hypothese!
3. Aus Angst wird Verblendung?!
5. Gegenmaßnahmen bei Verblendung: Kunst und Bildung! Kunst und Bildung! Kunst und Bildung!
Was ist Verblendung – ein Definitionsversuch
Um zu klären, was es mit dem Zustand der Verblendung auf sich hat, beginnt eine Wortopolis-Kolumne natürlich beim Wort. Das Präfix „ver-“ drückt in diesem Zusammenhang aus, dass eine Person in einen bestimmten Zustand versetzt wird. „Blenden“ wiederum heißt „blind machen“. Man wird also in einen blinden Zustand versetzt, was laut Duden „die Unfähigkeit zu vernünftiger Überlegung, zur Einsicht“ meint. So! Wenn aber Verblendung die Unfähigkeit zur Einsicht ist und Erkenntnis allgemeinhin der erste Schritt zur Besserung, dann ist die Lösung der Verblendung ein echtes Problem, oder? Aber stopp! Jetzt bin ich schon einen Schritt vorausgeeilt: Vor der Frage nach der Lösung, steht natürlich die nach der Ursache!
Wie entsteht Verblendung? Eine Hypothese!
Ich denke schon seeehr lange über dieses Thema nach und stelle als Ergebnis meiner Überlegungen und mit dem kolumneneigenen Recht, Quatsch zu erzählen, folgende Hypothese auf: Verblendung ist eine – Achtung, jetzt kommt’s – neuro-psychologische Angstreaktion. Verblendung bewirkt nämlich vor allem eins: Sie schenkt uns eine unumstößliche Überzeugung, an die sich Sicherheit, Orientierung, Wissen und ein Ziel knüpfen. Und damit uns diese tolle Kombi aus Sicherheit, Orientierung & Co. auch bleibt, schützen wird die aus dem Bauch heraus getroffene und von Ängsten getriggerte Überzeugung durch eine Art innere Scheuklappen, die alles, was dagegenspricht aus-blenden. In gefühlstechnischer Hinsicht ist diese ‚blinde Überzeugung‘ damit die ideale Reaktion auf diffuse Ängste, insbesondere in heutigen ‚zivilisierten‘ Zeiten, in denen evolutionsbiologische Körper-Reaktionen auf Angst eigentlich nicht mehr möglich sind.
Aus Angst wird Verblendung?!
Eigentlich sind die tief in allen von uns liegenden Impulse bei Angst: Kampf, Flucht oder Erstarrung. Doch wie soll das heute funktionieren? Im Normalfall (!!!) wirst du bei Ängsten gewiss niemanden mit einer Keule erschlagen, noch schreiend und wild mit den Armen wedelnd davonlaufen oder dich auf den Boden schmeißen und totstellen. Was dein Hirn aber tun kann, ist die äußere in eine innere Reaktion umwandeln. Dann werden deine dubiosen Ängste zum Beispiel auf einen konkreten Feind konzentriert wie auf Einwanderer und Flüchtlinge beispielsweise und das Gefühl des Hasses ersetzt den Kampf mit der Keule. „Ich geh mal eben Trump wählen“, denkt sich dann vielleicht ein amerikanischer Staatsbürger und der Deutsche wählt die AfD. Alternativ zur Flucht konzentrierst du dich auf etwas, das Sicherheit verheißt wie Heimat (Patriosmus), Besitz (Konsum) oder Dir-Ähnliches (Rassismus). Oder – Möglichkeit Nummer 3 – du stellst dich innerlich tot, verfällst in Depressionen und ‚brennst aus‘ (Erstarrung). Bei all diesen Reaktionen konzentrierst du deinen Blick auf einzelne Aspekte und wirst blind für alle anderen. Nicht gut!
Verblendung im digitalen Zeitalter – wem nutzt das? Noch mehr Hypothese mit einer Prise Verschwörung
Man liest von „Rechtsschwenk“, „Burnout-Rekorden“, „Konsumgesellschaft“ – all das sind Indizien für einen hohen Grad an Angst in der Bevölkerung (jedenfalls nach Wortopolis-Logik). Warum aber ist Angst so verbreitet? Die Antwort ist leicht: Erstens ist sie der Verkaufsschlager schlechthin. Zweitens ist sie das heimliche Nebenprodukt der globalen Soziale-Netzwerke-Matrix. Und drittens beraubt Angst Menschen der ‚vernünftigen Einsicht‘ und macht sie dadurch leicht lenkbar. Mit anderen Worten: Angstmachende Schlagzeilen sorgen für ein Maximum an Klicks oder Verkäufen (sogar noch mehr als Sex). Die schnelllebige Informationsgesellschaft mit ihrer weltumspannenden Vernetzung macht paradoxerweise einsam und ängstlich („fear of missing out“). Und gewisse politische Parteien verbreiten Angst, um Wähler zu generieren. Wenn das Grundgefühl dann erstmal Angst ist, braucht man nur noch ein Feindbild zu erzeugen, dass die Kampfreaktion bedient und gleichzeitig Fürsorge und Sicherheit versprechen, um den Fluchtreflex zu befriedigen. Schon hat man eine Anhängerschaft bar jeder Fähigkeit zur vernünftigen Einsicht (Hat Hitler da gerade aus dem Jenseits heraus diabolisch gelacht???). Was ich damit sagen will: Es gibt viele, die davon profitieren, allgemeine Angst zu schüren. Wie immer stecken dahinter das Streben nach Geld und Macht.
***
Na ja, bei Trump möglicherweise auch das makabre Vergnügungsinteresse Außerirdischer. Wer weiß, vielleicht hatten die die Nase voll von ihren anstrengenden Invasionen und stattdessen die ‚lustige‘ Idee einen tollwütigen Clown in eines der mächtigsten Ämter der Welt zu verfrachten (dass Clowns bei uns rote Nasen und nicht rote Krawatten tragen, haben sie möglicherweise nicht ausreichend recherchiert). Und jetzt sitzen sie bequem auf ihren beheizbaren Raumschiffsitzen und genießen mit einer großen Portion Popcorn per Live-Übertragung die Show, wie die Menschheit sich selbst vernichtet. Wer weiß …
Gegenmaßnahmen bei Verblendung: Kunst und Bildung! Kunst und Bildung! Kunst und Bildung!
So jetzt aber die Frage aller Fragen: Was hilft gegen Verblendung? Meine Antwort nach laaanger Überlegung: Kunst und Bildung! Denn Kunst deckt auf, provoziert, löst Gefühle aus, bringt zum Nachdenken. Deswegen ist Kunst für mich das Heilmittel Nummer eins gegen Verblendung. Denn Kunst macht sehend, im besten Falle auch die, die gar nicht wissen, dass sie blind sind. Das gilt für Literatur und Filme, für Fotografie und Gemälde, Theater, Musik und alles andere, was einen Prozess der Auseinandersetzung mit der Welt darstellt. Dazu kommt Bildung. Je mehr man weiß, umso schwerer ist es für Marketingstrategen bestimmte Knöpfchen in deinem Hirn zu drücken. Außerdem ist es tolltolltoll, gebildet zu sein, Dinge zu verstehen, Zusammenhänge zu erkennen. Schon Voltaire meinte übrigens, gegen Fanatismus (auch eine Form der Verblendung) helfe nur der „Geist der Philosophie, der, wenn er allmählich um sich greift, schließlich die Sitten der Menschen läutert und den Anfällen des Übels vorbeugt“ (Über die Toleranz). Leider ist es jedoch so, dass Kunst und Bildung heutzutage einen echt schlechten Stand haben. Die Beispiele dafür sind so zahlreich:
- Als ich anfing zu studieren, gab es in der Neueren deutschen Literaturwissenschaft meiner Almer Mata noch 22 Professuren, als ich ging, nur noch acht. So viel zur gesellschaftlichen Bedeutung der geistigen Ausbildung.
- Meine eigenen Kinder – dauerbeschallt mit der Maxime ‚Kunst und Bildung‘ – zitieren begeistert die unfassbar dummen Aussagen von YouTube-Stars, die sie in der Schule auf den Smartphones ihrer Mitschüler sehen (auch der ‚Star-Status‘ dieser Leute ist für mich schwer verstörend).
- Offensichtlich emotional wie intellektuell extrem ungebildete Menschen werden freiwillig zu Anführern ganzer Nationen gewählt und gefeiert. (Es sei denn, es stecken die grünen Männchen dahinter – dann sind wir alle unschuldig …)
Aber genug davon! Wir wollen positiv denken, denn wir haben eine Mission: Kunst und Bildung fördern, wo immer, wann immer es geht! Los geht’s! Schreibt mir gerne von euren Erfahrungen und Ideen dazu, bewerbt tolle Projekte, inspiriert und empfehlt in den Kommentaren!
Falls ein Link mal nicht mehr funktionieren sollte, freue ich mich über eine kurze Info per Mail!
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