Vom Streben nach Macht, über Machtmissbrauch und Narzissmus

 

„Politiker streben nach Macht“. Diesen Satz habe ich vor Monaten in einem Kinderbuch gelesen, das 100 Begriffe aus Gesellschaft etc. mit jeweils 100 Worten erklärt. „Politiker streben nach Macht“ sind dort die ersten vier Worte für die Definition von Politikern. Seit ich das nun also vor Monaten gelesen habe, beschäftigt mich dieser Satz. Stimmt diese Aussage? Putin, Trump und Konsorten sprechen jedenfalls dafür. Sollte aber nicht eigentlich an erster Stelle so etwas stehen wie: Politiker streben danach, die Welt zu einem besseren Ort zu machen??? Oder: Politiker vertreten die Interessen der Bevölkerung? Und was ist an Macht überhaupt so erstrebenswert, wenn man nicht gerade ein James-Bond-Bösewicht, eine psychotische Zeichentrickfigur oder Muahhhaahaa-lachender Verrückter ist?

 

Wortopolis Kolumne by Britta Stender | Machtstreben, Machtmissbrauch, Narzissmus
Wortopolis KOLUMNE | Machtstreben, Machtmissbrauch, Narzissmus| Bildquelle: pixabay.com, talpeanu


Machtstreben? Warum zum ... will jemand Macht ausüben?!

 

Streben nach Macht … das heißt doch, über andere bestimmen und seine eigenen Interessen durchsetzen zu wollen. Und es heißt, sich ÜBER andere zu stellen, ein Gefälle des Rechthabens, ja, vielleicht sogar der Wertigkeit zu erzeugen. Wozu aber sollte man das tun? In heutigen aufgeklärten Zeiten? Ich habe recherchiert und bin auf folgende Gründe gestoßen:

  1. Man hält den Ist-Zustand für schlecht und will sich in eine Position bringen, in der man daran etwas verändern kann. (Ich hoffe, der Kinderbuchsatz meint diese Art von Idealismus! Alles andere ist einfach zu gruselig.)
  2. Man hält alle anderen für weniger schlau, kompetent, wert als sich selbst und will sich in der allgemeinen Hierarchie in eine Position bringen, die dieser Überzeugung entspricht. Okaaay (*verdreh die Augen*) ...
  3. Man wurde Zeit seines Lebens unterdrückt und versucht diese traumatische Erfahrung zu bewältigen, indem man selbst zum Unterdrücker wird (Opfer-Täter-Transition). Dahinter steckt der (unbewusste) Versuch, der empfundenen Hilflosigkeit entgegen zu wirken und so wieder Selbstwert und Selbstwirksamkeit zu erfahren. Mit anderen Worten: Aus Ohnmacht wird Macht, aus Passivität Aktivität, aus Hilflosigkeit Kontrolle.
  4. Man wurde in seinem Ur-Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung schmerzlich enttäuscht und wendet Macht als Strategie an, um der Abhängigkeit von der Liebe und Anerkennung anderer zu entgehen.
  5. Man wurde in seiner Kindheit wie eine kleine Gottheit behandelt und hat dadurch sein Über-den-anderen-Stehen sozial gelernt.

Fazit: Es ist also eher suboptimal gelaufen und im Ergebnis ist da ein Jemand, der dem Besitz von Saurons Ring durchaus nicht abgeneigt wäre. (Du erinnerst dich? Ein Ring, sie zu knechten usw.?). Was ist daran nun aber so schlimm?

Krieg bis zum bitteren Ende? Warum Machtstreben so gefährlich ist!

 

Um zu sehen, warum Machtstreben so gefährlich ist, muss man nur ein Geschichtsbuch aufschlagen. Mit allen Expansionsbestrebungen (= Ausweitung des Machtbereichs) wie z. B. bei Kolonialisierungen oder Hitlers „Herrenrassen-Feldzug“ waren millionenfache Misshandlungen und Morde verbunden.  Denn Sauron in „Herr der Ringe“ oder Leute wie Putin in real life, es ist immer das Gleiche: Wer Macht will, verletzt dafür allzu leicht die Rechte und die Würde Anderer, ja, geht unter Umständen sogar über Leichen. Zuletzt haben uns das die Taliban in Afghanistan gezeigt. Und wenn ich daran denke, welche tragischen Folgen dieses Machtstreben (dort im Namen des Glaubens) für Bildung, für Freiheit – und ganz besonders für die Rechte der Frauen hat – schüttelt mich die blanke Verzweiflung.  Das alles hat was von dem Spruch: „Läuft … zwar rückwärts und bergab, aber läuft …“ . Zurück ins Mittelalter läuft es. In ein engstirniges, gewalttätiges, bildungsfernes, unfreies Mittelalter, nur eben mit Computern, Elektroautos, Smartphones ... und Atombomben.

 

Macht und Narzissmus: Was ist Narzissmus?

 

Wenn man anfängt über Macht zu recherchieren, stößt man schnell auf eine enge Verbindung zum Narzissmus, insbesondere wenn es um Machtmissbrauch geht. Aber was ist Narzissmus eigentlich? Wortopolis-technisch betrachtet geht das Wort auf die griechische Sage von Narziss zurück. Der verliebte sich in sein eigenes Spiegelbild und starb vor Gram über die Unerfüllbarkeit dieser Liebe. Dieser Mythos diente der Psychoanalyse dann für die Benennung einer Form der Selbstliebe. Eine gewisse Portion davon gehört zu einem gesunden Selbstwertgefühl dazu. Wenn diese Liebe zu sich selbst aber auf eine bestimmte Weise gestört ist, spricht man von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Die liegt laut dem DSM-5 (Diagnostik- und Statistik-Handbuch für psychische Störungen) vor, wenn die Überzeugung der eigenen Großartigkeit (in Fantasie oder Verhalten) mit einem Mangel an Empathie und einem starken Bedürfnis nach Bewunderung zusammenkomme. Damit jemand als krankhaft narzisstisch gilt, müsse er fünf oder mehr der folgenden Merkmale aufzeigen*:

  1. Hält sich selbst für großartig wichtig (ordnet eigene Leistungen und Talente als übertrieben grandios ein; erwartet überdurchschnittliche Anerkennung ohne angemessene Leistungen abzuliefern)
  2. Ist mit Fantasien von unbegrenztem Erfolg, MACHT, Großartigkeit, Liebe oder Schönheit beschäftigt.
  3. Glaubt einzigartig zu sein und nur von anderen herausragenden Persönlichkeiten (oder Institutionen) verstanden werden zu können / nur mit ihnen umgehen zu sollen.
  4. Benötigt exzessive Bewunderung. (Was eben nicht für eine übergroße Selbstliebe, sondern für einen sehr geringen Selbstwert spricht, der laufend durch den Zuspruch anderer genährt werden muss)
  5. Erhebt besondere Ansprüche an eine Sonderbehandlung oder geht von einer automatischen Zustimmung zu den eigenen Erwartungen aus.
  6. Verhält sich in sozialen Beziehungen ausbeuterisch; nutzt andere zum Erreichen der eigenen Ziele aus.
  7. Ist nicht empathisch; ignoriert die Gefühle und Bedürfnisse anderer
  8. Ist neidisch auf andere oder ist vom Neid anderer gegenüber sich selbst überzeugt.
  9. Zeigt sich arrogant und hochmütig.

 

„Im Zentrum des pathologischen Narzissmus steht eine dysfunktionale Selbstwertregulation“(2). Mit anderen Worten: Narzissten haben eine gestörte Einstellung zu ihrem Selbstwert. Dabei gibt es unterschiedliche Ausprägungen des Narzissmus. Sein Machtstreben offen vor sich hertragen, tut zum Beispiel der „bösartige“ oder grandios-maligne Narzisst. Er erfreut sein Umfeld (oder so wie Putin auch mal ein fremdes Land oder gar die ganze Welt) zusätzlich mit Eigenschaften wie Paranoia und Aggressionen.

 

Erstmal Macht ausüben können … Wie kommen narzisstische Menschen an die Macht?

Wie kommen Narzissten an die Macht?
Wie kommen Narzissten an die Macht? | Bildquelle: pixabay.com, klimkin

 

„Ein Narziss ohne großes Gegenüber, ob ein einzelner Mensch oder eine Masse bis hin zu einem ganzen Land, ein solcher Narziss ohne ist nichts.“(3) Ist ja auch logisch. Machtausübung setzt nunmal voraus, dass da etwas ist, dessen man sich bemächtigen kann. Dieses Etwas können zum Beispiel die Leistungen, die Bewunderung, die Gefolgschaft von Menschen sein. Aber wie schaffen es narzisstische Menschen à la Hitler & Co., überhaupt erstmal in eine Position zu kommen, von der aus sie Macht über andere Menschen ausüben können? Kleiner Tipp an dieser Stelle: Du merkst schon, es liegt auch in deiner Verantwortung KEIN passendes Gegenüber für einen Narzissten zu sein, frei nach der Devise: Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Aber zurück zu den Gründen für den Erfolg von Narzissten:

 

Der geläufige Spruch „Wie soll dich jemand anders lieben, wenn du dich selbst nicht liebst“, erklärt in seiner Umkehrung, warum viele Narzissten – zumindest auf den ersten Blick – eine große Faszination ausüben. Ihr vor sich her getragenes Selbstvertrauen hat etwas von einem Atompilz, dessen Strahlkraft einen unwillkürlich überschwemmt. Man könnte diese radioaktive Strahlkraft auch als toxisches Charisma bezeichnen. Davon wird man – insbesondere bei einem eher mangelhaften Selbstwertgefühl – leicht beeindruckt. Das Auftreten, die Sprüche, das in der Regel gepflegte und nach Möglichkeit mit Statussymbolen aufgewertete Äußere suggerieren, dass es dieser Jemand ‚geschafft‘ hat, dass er weiß, wie der Laden läuft und man sich nur an ihn dranhängen muss, um etwas Glanz abzubekommen und um sich das Gewusst-Wie abschauen zu können. Narzisstische Menschen sind dazu extrem begeisterungsfähig, eine Schlüsselfähigkeit, um andere für sich einzunehmen und Anhänger zu gewinnen.

 

Dazu findet man Narzissten häufig in Führungspositionen an. Dort kommen sie hin, weil sie Vorgesetzte mit ihrem (krankhaften) Ehrgeiz, mit Entscheidungsfreudigkeit und Durchsetzungskraft beeindrucken. An dieser Stelle ist auch wieder die Begeisterungsfähigkeit wichtig, denn vor allem ist der Narzisst von seinem eigenen Erfolg begeistert. Und dafür ist er bereit, maximale Leistungen à la Workoholic zu bringen. Alternativ ist der Narzisst bereits von Geburt an in einer sozial bevorzugten Rolle – man denke z.B. an Gott-Komplex-Leute wie Trump oder Kim Jong-un. Ebenso ist wieder einmal die geschickte Eigenpräsentation bemerkenswert. Hat das Team des Narzissten Erfolge, sind es seine Erfolge. Gibt es Niederlagen, sucht er sich einen Sündenbock. Das ist auch in großen Dimensionen eine der Erfolgsstrategien vom Narzissten: stets ein Feindbild zur Hand zur haben. Damit kann man nämlich wunderbar von eigenen Fehlbarkeiten ablenken und gleichzeitig hinter oder unter sich eine Gruppe einen.

 

Ganz großartige Hilfsmittel für narzisstische Menschen auf dem Weg zur absoluten Macht sind dazu diese machtvollen Drei:

  • Religion – Klar, hier muss man nicht durch Fakten und Vernunft überzeugen, es geht schließlich um Glauben. Eine wunderbare Basis für krude Theorien und Hardcore-Verblendung. Zu was für einem Machtmissbrauch der (extremistische) Glauben auf diese Weise immer wieder geführt hat, zeigen Vergangenheit wie Gegenwart gleichermaßen. Man denke nur an Glaubenskriege, Hexenprozesse, Missbrauchsfälle in der Kirche und die Unterjochung von Freiheit, Weiblichkeit und Bildung in Afghanistan.
  • Angst – Nichts, aber auch gar nichts, treibt nach Macht strebenden Menschen so viele Anhänger in die Arme wie Angst. Denn Angst ist eine der elementaren Auslöser für Verblendung, die wiederum mega anfällig für die vereinfachenden, sich selbst glorifzierenden und Feindbild generierenden Aussagen von Narzissten machen.
  • Medien – Ja, Information ist ein zweischneidiges Schwert, was leider Viele, Viele – gemessen an der Weltbevölkerung vielleicht sogar die meisten – noch nicht begriffen haben. Denn gibt es sachliche und unabhängige, ja objektive Information in der Medien-Landschaft? Nicht wirklich. Jede Schlagzeile, jeder Artikel ist eine Auswahl und eine bestimmte Darstellung von Informationen. Und beides richtet sich sehr häufig eben NICHT nach dem höchsten Grad an Information, sondern danach, wie gut es sich verkauft. Nachweislich sorgen Angst erzeugende Headlines übrigens für die höchsten Verkaufszahlen. Und dann sind Medien eben auch (durch Geld, politischen oder wirtschaftlichen Druck, Beziehungen) beeinflussbar und eines der Hauptinstrumente narzisstischer Machtinhaber. Als Beispiel seien hier nur Hitlers unfassbar erfolgreiche Propaganda-Maschinerie und Putins Zensur der Nachrichten genannt.

 

Narzisstische Spielchen der Macht – der Narzisst und seine Methoden

Narzissten lügen, Narzissten manipulieren - typische Aussagen von Narzissten
Das manipulative Kommunikationsverhalten von Narzissten | Bildquelle: pixabay.com, Yomare

 

Narzissten lügen, Narzissten manipulieren. Das Kommunikationsverhalten von Narzissten ist darauf ausgelegt, selbst jederzeit möglichst gut dazustehen, gerne auch auf Kosten anderer. Typische Aussagen von Narzissten sind daher einerseits häufig Angebereien und Belehrungen, andererseits Beleidigungen, Einschüchterungen und Entwertungen. Bei all dem fühlt sich der Narzisst immer zu 100 Prozent im Recht. Und dass er sich so fühlt, verleiht alleine durch die daraus resultierende Art und Weise des Vortrags seinen Aussagen Dominanz, Gewicht, den Eindruck von Rechtmäßigkeit. So führt das Kommunikationsverhalten von Narzissten beim Gegenüber leicht dazu, sich beeindruckt oder massiv verunsichert zu fühlen.

 

Um erst einmal in eine Position zu kommen, in der man Macht ausüben, ist das „Love Bombing“ ein typisch narzisstisches Verhalten. Dann sprüht der Narzisst nur so vor Charme. Er schmeichelt, lobt und ist aufmerksam, sodass man sich in der beziehungstechnischen Kennenlernphase im sprichwörtlich siebten Himmel wähnt und gerade bei einem schwachen Selbstwertgefühl leicht in eine emotionale Abhängigkeit geraten kann. Ähnlich gewinnend kann sich der Narzisst auch gegenüber jenen Personen verhalten, die Schlüsselpositionen für den gesellschaftlichen oder beruflichen Aufstieg einnehmen.

 

Da der Narzisst sich bevorzugt mit Menschen umgibt, die ihn bewundern, kann er diese zudem hervorragend mit dem Grad seiner eigenen Aufmerksamkeit manipulieren. Tut jemand aus dem engeren Kreis zum Beispiel etwas, das sein Missfallen erregt, ist Schweigen ein typisches Beispiel für narzisstische Spielchen. Bei diesem „Silent Treatment“ ignoriert der Narzisst sein Gegenüber, bis dieser den „Fehler“ korrigiert. Dann ist plötzlich alles wieder so, als wäre nichts gewesen. Was für eine fiese Attacke auf das Selbstbewusstsein!

Weitere narzisstische Spielchen sind zum Beispiel:

  • Gaslighting“, bei dem der Narzisst wiederholt die Realitätswahrnehmung des Gegenübers in Frage stellt und damit im Laufe der Zeit dessen krasse Verunsicherung, Isolation und Zerstörung seines Selbstvertrauen verursacht.
  • Ghosting“, bei dem unvermittelt und ohne jede Erklärung der Kontakt abgebrochen wird. Auch das hat eine extreme Verunsicherung auf der anderen Seite zu Folge.
  • Entzug von Liebe, Aufmerksamkeit oder Freundlichkeit – entweder als Strafe oder rein willkürlich. Du denkst es dir wahrscheinlich schon: wieder ein Angriff auf die Selbstsicherheit des Anderen.
  • Szenen wegen Kleinigkeiten machen, bei denen das Gegenüber oft auch in der Öffentlichkeit oder vor Dritten bloßgestellt wird. Folge beim Gegenüber: Entwertung des Selbst, massive Unsicherheit.

Viele narzisstische Menschen beherrschen es dabei meisterhaft, Tatsachen zu ihren Gunsten zu verdrehen. Bei dieser „Schuldumkehr" wird aus dem Opfer dann der Täter, der „es“ ja geradezu provoziert habe, nicht genügend getan oder aufgepasst habe, oder was auch immer. Aus einem Angriffskrieg wird dann zum Beispiel notwendige Verteidigung, ein heldenhafter Einsatz zur „Entnazifizierung“ und zum Schutz vor Völkermord.

 

Narzissmus heilen – geht das?

 

Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung – so heißt es landläufig. Blöd nur, wenn null Aussicht auf Erkenntnis besteht. Denn wenn man sich selbst großartig findet, schließt das ja nunmal jede Möglichkeit aus, sich selbst oder sein Verhalten als problematisch oder Problem verursachend wahrzunehmen. Daher suchen Narzissten nur selten therapeutische Hilfe, und wenn, dann neigen sie dazu, die Therapie abzubrechen. Eine kleine Hintertür für die therapeutische Hilfe können Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Suchterkrankungen sein. Wenn dann die Chemie mit der therapierenden Person stimmt, besteht unter Umständen die Chance auf Umbewertungen und Empathieförderung.

 

Tipps zum Umgang mit Narzissten

Beim Umgang mit Narzissten ist Vorsicht geboten - Tipps für die Reaktion auf narzisstische Spielchen
Vorsicht beim Umgang mit Narzissten | Bildquelle: pixabay.com, ndemello

 

Narzissten sind nicht empathisch, neigen dazu andere abzuwerten und zu manipulieren und sie brauchen ständige Bewunderung. Wie anstrengend! Und wie ungünstig für die eigene seelische Gesundheit!

  • Tipp Nummer 1 für den Umgang mit Narzissten im Allgemeinen ist daher: Wenn möglich, gehe narzisstischen Menschen aus dem Weg! Vermeide insbesondere freundschaftlichen oder romantischen Kontakt und … um Himmels willen … wähle keine Narzissten in Machtpositionen mit Roter-Knopf-Zugang.
  • Tipp Nummer 2 für den Umgang mit Narzissten – wenn du ihnen nicht aus dem Weg gehen kannst: Fahre dein inneres Schutzschild hoch (s. dazu auch Tipps zum Vergeben) und wahre innerlich Distanz. Sei wachsam gegenüber etwaigen Manipulationsversuchen und ignoriere diese, genauso wie blöde Sprüche und Angebereien. Bleibe freundlich und höflich und setze deinerseits gezielt eine natürlich wirkende Dosis von Lob ein, um das Verhalten des Narzissten zu deinen Gunsten zu manipulieren.
  • Tipp Nummer 3 für den Umgang mit Narzissten – wenn es notwendig ist, sich zu behaupten: Kritik und Widerstand sind im Umgang mit narzisstischen Menschen gaaaanz schwierige Themen. Gerade der bösartige Narzisst kann mit extremer Wut, nie endenden Rachegelüsten und Maßnahmen reagieren, die dir – auf welche Weise auch immer – Schaden zufügen. Kritik an der Sache nimmt er zudem gerne persönlich. Auch Grenzen gegenüber Narzissten zu setzen, ist schwer. Beachte dafür einige Grundlegen:
    • Bleibe in der Ich-Formulierung und zeige deine Reaktion als natürliche Konsequenz oder Notwendigkeit auf, anstatt zu fordern oder zu drohen. Do: Ich finde es gut, wenn wir uns dazu weiter austauschen, aber ich muss das Gespräch an dieser Stelle erstmal unterbrechen, wenn ich weiter beleidigt werde. Don’t: Du hörst sofort auf mich zu beleidigen, sonst breche ich das Gespräch ab.
      Die angekündigte Konsequenz musst du dann natürlich auch einhalten, und zwar ohne weitere Abmahnungen. Einmal ankündigen und beim nächsten Verstoß sofort reagieren. Zack! Wichtig: Bleibe dabei immer ruhig und höflich.
    • Um die Wut des Narzissten von Anfang an in Grenzen zu halten, beginne und schließe mit einem Lob und packe die Kritik in die Mitte des Lob-Sandwiches. Noch besser ist es, wenn du positiv formulierst, was du dir für die Zukunft von dem Narzissten wünschst, in Form einer Frage, einer Bitte oder eines Vorschlags. Und die Königsdisziplin ist es, dem Narzissten die Verbesserung als dessen eigene Idee unterzujubeln. Aber Achtung: Fühlt sich ein Narzisst für dumm verkauft oder manipuliert, ist Schluss mit lustig.

 

Tja, aber was macht man auf globaler Ebene mit solchen Leuten? Alles was ihren Interessen zuwiderläuft, ist für sie doch blanke Provokation. Und will man wirklich jemanden provozieren, der über atomare Massenvernichtungswaffen verfügt? Andererseits: Will man sie einfach machen lassen? Worauf soll das hinauslaufen? Auf ein Und-morgen-die-ganze -Welt? Es ist ein Drahtseilakt und ich bin wirklich froh, selbst keine Politikerin in Entscheidungspositionen zu sein. Wie auch … dazu müsste ich schließlich nach Macht streben, oder nicht?

 

Was hast du für Vorschläge zum Umgang mit Narzissten? Oder welche Erfahrungen hast du in deinem Leben schon mit narzisstischen Persönlichkeiten gemacht? Wie ist deine Einstellung zum Streben nach Macht? Und wie sollte deiner Meinung nach der erste Satz zur Beschreibung von Politkern lauten? Vielleicht: Politiker dienen dem Volk? Schreib mir gerne einen Kommentar!

 



 

(1) vgl. DSM-5, S. 701f.

(2) vgl. Lammers, Döring: Narzissmus und die narzisstische Persönlichkeitsstörung, in: PSYCH up2date 2018; 12(04): 331-345

(3) http://ag-psychosoziale-gesundheit.de/psychohygiene/macht.html, Zugriff am 28.2.22

 

Falls ein Link mal nicht mehr funktionieren sollte, freue ich mich über eine kurze Info per Mail!

 


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