Ein halbvolles Glas Optimismus, bitte...

 

Terror, Verbrechen, Flüchtlingskrise, ein Donald Trump auf dem Vormarsch zum Präsidentschaftsamt, nordkoreanische Raketenabschüsse – die Medien sind so randvoll mit Schreckensnachrichten, wie soll man da noch Spaß am Leben haben?! Ganz einfach: mit gelegentlichem Verdrängen nach guter alter Optimisten-Art. (*Augenklimpern, breites Grinsen*)

 

 

Wortopolis Kolumne by Britta Stender | Optimismus
Wortopolis KOLUMNE | Optimismus | Bildquelle: pixabay.com, cercyra

 

In einem Interview mit der ZEIT bestätigt der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer, dass Optimisten „Meister der Verdrängung“ seien. Das heißt jetzt nicht, dass sie die negativen Dinge des Lebens gar nicht wahrnehmen würden. Nein, Optimisten blenden lediglich den „emotionalen Gehalt“ dieses Wissens aus. Ich finde, das hat was von einem gesunden Schulterzucken, von einem „c’est la fucking vie“. Warum darüber den Kopf zerbrechen, wenn man es doch nicht ändern kann. Das Leben ist endlich und gefährlich, Beziehungen sind fragil und kompliziert, die Industrie manipuliert einen, die Mitmenschen nerven einen – hach, die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Aber wozu? Das macht doch nur schlechte Laune oder ängstigt einen so sehr, dass man irgendwann irgendwie zu einem traurigen und mürrischen Abbild seiner selbst wird à la Ebenezer Scrooge. Wie wäre es stattdessen mit einer Mischung aus radikaler Akzeptanz und Ignoranz?! Ein bisschen hinnehmen hier, ein bisschen übersehen da, dazu eine kräftige Prise 'Daswirdschonwieder', eine Messerspitze 'AugenauffürdasGuteundSchöne' und ein Schuss Heiterkeit. Tadaa – schon stehen wir nicht mehr im Regen, sondern duschen unter Wolken. Ist doch schon ein Anfang. Heute ich und morgen die ganze Welt!!!

 

Cartoon by Frederik Mettjes

 

Entscheidend ist doch, dass wir uns dabei gut fühlen … und wenn wir uns gerade dabei gut fühlen, eine Makrele zu einer halben Meerjungfrau zu poetisieren, warum nicht?! (Vielleicht sollten wir solch radikal optimistischen Sichtweisen allerdings für uns selbst behalten, damit wir am Ende nicht genötigt sind, die Gesprächstherapie in der Geschlossenen zu einem unglaublich intimen Sit-In mit den engsten Freunden zu verklären...)

Es ist eben alles eine Sache der Einstellung. So heißt es doch. Denke an das berühmte Wasserglas, das je nach Ansicht bereits zur Hälfte geleert oder noch zur Hälfte gefüllt ist. Das Wörtchen bereits fokussiert sich auf die Vergangenheit, noch dagegen auf die Gegenwart. Optimisten gelten daher auch als Leute, die erwartungsvoll nach vorne schauen, während sich Pessimisten gerne aus dem Unrat vergangener Tage niederschmetterende Zukunftsszenarien kreieren. Der amerikanische Psychologe Martin Seligman hat sich eingehend mit dem Thema Optimismus (Positive Psychologie) beschäftigt und drei Dimensionen definiert, in denen sich Optimisten von Pessimisten unterscheiden: Dauerhaftigkeit, Geltungsbereich und Personalisierung. Demnach gilt für den homo optimisticus, dass er ...

  •  die Gründe für negative Ereignisse für kurzfristig und vorübergehend hält, während er angenehmen Erfahrungen dauerhafte Ursachen zugrundelegt (Optimist: „Ich hatte einfach mal einen schlechten Tag, morgen sieht es schon wieder anders aus“, Pessimist: „Ich habe immer, immer, immer Pech“, Optimist: „Heiliger Sonntag, ich bin ja so ein Glückskind“, Pessimist: „Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn...“)
  •  eventuelle Fehlschläge nicht auf andere Bereiche seines Lebens ausdehnt und positive Ereignisse verallgemeinert (Optimist: „Tja, dieser einzelne, sehr seltsame Mensch kann mich wohl ausnahmsweise gerade in diesem Moment nicht leiden“, Pessimist: „Niemand mag mich, alle hassen mich - immer“, Optimist: „Na, schau mal einer an. Der Portier hält mir die lächelnd die Tür auf. Ach, ich komme einfach überall spitzenmäßig an“, Pessimist: „Ob das Lächeln von dieser Type da heißen soll, dass die mich mag? Kein Wunder, ist ja auch ein Freak!“)
  •  die Gründe für die Fehlschläge außerhalb von sich selbst sucht und Positives auf sich zurückführt (Optimist: „Nee, dafür kann ich echt nichts. Unter anderen Bedingungen wäre das absolut top gelaufen!“, Pessimist: „Ich bin ein Versager!“, Optimist: „Mann, da habe ich ja wohl mal gerade wieder voll die Welt gerettet, ne“, Pessimist: „Ach, das war einfach nur ein glücklicher Zufall“)

Tatsächlich soll Optimismus auch erlernbar sein. Und das lohnt sich. Denn Optimisten sind nachweislich gesünder, fühlen sich besser und genesen schneller. Und was muss man dafür tun? Meine TOP 3, um den homo optimisticus aus einem herauszukitzeln, sind:

  • positiv formulieren – das fängt schon im Kopf an. Programmiert euer privates Wortopolis einfach um und lasst aus Befürchtungen und Verboten Wünsche und Bitten werden. Wie Yoda sagen würde: „Sprache machtvoll sein, du sie nutzen musst.“ Nenne Probleme ab jetzt zum Beispiel Projekte - fühlt sich gleich ganz anders an, oder?
  • dankbar sein und das möglichst jeden Tag – dokumentiert eure Dankbarkeit für die kleinen Dinge des Lebens (der schöne Sonnenaufgang, die frische Luft, der leckere Latte Macchiato, das Lächeln des eigenen Kindes, die Freundlichkeit eines Mitmenschen, die nette Mail, und so weiter und so weiter) auf eure persönliche Art und Weise, zum Beispiel per Foto (Vorbild: 365greatful.com), Dankbarkeitstagebuch (ein einziger Satz reicht schon! – s. u. One-line-a-day-Tagebücher) oder einfach durch bewusstes Innehalten.  
  •  viel lachen – jedes Lächeln ebnet wie eine kleine emsige Planierraupe den Weg zum Optimismus. Ihr habt nichts zum Lachen? Dann bringen euch vielleicht so richtig schlecht gelaunte oder böse Sprüche zum Lächeln (denn wenn jemand anders noch schlechtere Laune hat als man selbst oder es ihm schlechter geht, heitert uns das tatsächlich auf – ein bisschen krank, aber wenn’s hilft…). Wie wäre es mit dieser kleinen Auswahl:
  •  Guter Morgen ist umgezogen. Er lebt jetzt mit Guter Laune & Schöner Tag in einem Land vor unserer Zeit.
  • Lächle, denn du kannst sie nicht alle töten.
  • Ich hasse alle Menschen, Tiere, Pflanzen. Steine sind ok.
  • Ich gucke nicht böse, ich gucke abwertend.
  • Lächeln, nicken, Arschloch denken.
  • Ich scheiß auf den Prinzen, ich nehm' den Gaul.
  • Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen." Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.

Wenn das nichts bringt, dran denken: Selbst ein gezwungenes Lächeln hat einen positiven Effekt auf den eigenen Körper und führt mit der Zeit tatsächlich zu guter Laune. Und das hilft ja wiederum beim Überwinden von Krisen... Die Psychologin Tara Kraft zum Beispiel hat die Wirkung des Lächelns in ihren Untersuchungen bestätigt. Schon ein zwischen die Zähne geklemmtes Essstäbchen (alternativ ein Bleistift, Stock oder Finger) reicht aus, um eine positive Botschaft an das Gehirn zu senden. Gleichzeitig ist das auch eine Art sozialer Dienst an den Mitarbeitern, denn die haben dann wiederum auch was zum Lachen.

 

Zum Schluss noch eine Warnung: zu viel des Guten schadet auch beim Optimismus. Übertreibt man nämlich den ganzen Schmu drohen Realitätsverlust und überzogene Erwartungen, die beim Scheitern dann zu einem reißenden Strudel in den Abgrund der Depression werden können. Ungünstig! In diesem Sinne geben wir uns doch lieber mit einem halbvollen Glas Optimismus zufrieden. Und für den motiverenden Rundumschlag am Ende noch einmal ein paar nette Sprichwörter, Sprüche und Zitate aus dem Wortopolis zum Thema Optimismus:

 

Ein Optimist ist ein Mensch, der ein Dutzend Austern bestellt,

 in der Hoffnung, sie mit einer Perle, die er darin findet, bezahlen zu können.

 Theodor Fontane

 

Wenn dich dein Leben nervt, streu‘ Glitzer drauf!

 

Der Pessimist sieht in jeder Chance eine Bedrohung.

 Der Optimist in jeder Bedrohung eine Chance.

 Aus Ostasien

 

Ich habe zwar keine Lösung, bewundere aber das Problem.

 

 Ich habe keine Macken. Das sind Special Effects!

 

 Lieber ein Optimist, der sich mal irrt, als ein Pessimist, der dauernd recht hat.

 Peter Hohl

 

Was machen Sie? Nichts. Ich lasse das Leben auf mich regnen.

 Rahel Varnhagen

 

Ein Optimist ist die Personifikation des Frühlings.

 

 Mangel an Optimismus ist Mangel an Wunschkraft.

 Franz Marc

 

 Alle sagten, das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat's einfach gemacht.

 

Ich bin Optimist. Ich hänge mich erst auf, wenn alle Stricke reißen.

 Wolfgang Mocker

 

Für ein Optimum an Lebensfreude ist es optimal, ein Optimist zu sein.

 Lilli U. Kreßner

 

Der einzig wahre Optimist ist der unverbesserliche.

 Pavel Kosorin

 

Wer scharf denkt, wird Pessimist, wer tief denkt, wird Optimist.

 Henri Bergson

 

Kennst du noch einen Optimismus-Spruch, der unbedingt mit in die Liste gehört? Wie leicht oder schwer fällt es dir, optimistisch zu sein? Oder bist du gar voller Überzeugung pessimistisch? Schreib mir deine Meinung gerne in die Kommentare!


Sollte ein Link mal nicht mehr funktionieren, freue ich mich über eine kurze Info per Mail.


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