Weshalb ich immer vom Mehrwert rede! Oder warum jeder Text mehr Wert haben sollte

 

Wenn ich mit Kundinnen und Kunden über Textkonzepte spreche, dauert es nicht lange, bis das Wort „Mehrwert“ fällt. Genau das sollte nämlich jeder haben: mehr Wert. Aber was heißt Mehrwert eigentlich? Und wie kommt dieser ominöse Mehrwert in einen Text?

Warum brauchen Texte Mehrwert? Was heißt Mehrwert im Text?
Textbüro Blog | Mehrwert in Texten | Bildquelle: pixabay.com, DariuszSankowski / Clker-Free-Vector-Images

Was bedeutet Mehrwert bei einem Text?

Ich schreibe das Wort „Mehrwert“ gerne auch mit einem Bindestrich als „Mehr-Wert“. Denn damit wird der Begriff schon beim Lesen mit der richtigen Betonung wahrgenommen und man versteht leichter, worum es bei Text-Mehrwert geht: zunächst natürlich um den Wert eines Textes. Den sollte er primär für die Leute haben, die ihn lesen. Daraus entsteht dann sekundär ein Wert für die, die ihn verfasst haben. Zum anderen geht es um ein Mehr von diesem Wert, also ein Plus, um etwas, das dazu kommt, eine Bereicherung. Der Duden erklärt den Begriff Mehrwert im wirtschaftlichen Zusammenhang als „Zuwachs an Wert, der durch ein Unternehmen erarbeitet wird“. Auf den Mehrwert von Texten übertragen, ergäbe das:

 

Der Mehrwert eines Textes ist der Nutzen oder Gewinn, der durch das Lesen des Textes erzielt wird.

 

Was diese Definition nun allerdings auch wieder etwas schwammig macht, sind die Wörtchen „Nutzen“ und „Gewinn“. Denn wonach definieren die sich?

 

Nutzen und Gewinn von Texten

Mehrwert in Texten
Mehrwert in Texten | Bild © Britta Stender

 

Der „Wert“ von einem Text kann nach komplett verschiedenen Gesichtspunkten und aus unterschiedlichen Perspektiven beurteilt werden. Das gilt entsprechend auch für ein Mehr von diesem Wert, das sich in einem Nutzen oder Gewinn ausdrückt. Ich habe mal ein wenig gesammelt:

 

Mögliche Texqualitäten für Leserinnen und Leser

  •  Unterhaltung, Alltagsflucht, Ablenkung – man muss beim Lesen schmunzeln oder lachen, durchlebt verschiedene Gefühle, wird überrascht oder ist für die Lesezeit komplett in eine andere Welt, ein anderes Leben abgetaucht.
  • Information, Wissen, Perspektivwechsel – man erhält gesuchte Erklärungen, Fakten und Daten, Zusammenhänge erschließen sich, neue Blickwinkel öffnen sich.
  • Rat, praktische Tipps, Hilfe – man findet Anleitungen, Rezepte, Checklisten, Ratschläge und andere Hilfestellungen für ein konkretes Problem.
  • Inspiration, Denkanstoß, Erleuchtung – man entdeckt Ideen für eigene Projekte, kommt auf neue Gedanken, hat ein Aha-Erlebnis.

 

Relevanter Text-Wert für Autorinnen und Autoren:

  •  Gelesen werden – denn das ist der Grundstein dafür, einen Beruf in der schreibenden Zunft ausüben zu können. ‚Mehr' Wert zeigt sich dann in steigenden Zugriffszahlen bei Webtexten und bei hohen Verkaufszahlen von Printtexten.
  • Reichweite und Bekanntheit steigern – Verbreitung  und  ‚Sichtbarkeit' eines Textes à la ‚er ist in aller Munde' sind echte Mehrwerte für die Person, die den Text verfasst hat. Sie entstehen zum Beispiel, wenn Online-Content Links, Posts, Tweets oder Bookmarks erzeugt, oder wenn Bücher und Artikel zitiert oder rezensiert werden.
  • Finanzieller Gewinn – wer beruflich schreibt, lebt von seinen Texten. Deswegen ist der Wert eines Textes für professionelle Autorinnen und Autoren immer auch ein Geldwert.

Du siehst: Es können komplett verschiedene Dinge sein, die einen Text wertvoll machen. Sie unterscheiden sich nach Textart, Thema und Perspektive. Doch es gibt auch einige allgemeine Grundprinzipien für Text-Mehrwert.

 

Grundsätzliches zum Mehrwert von Texten

 

Schon im Germanistik-Studium sah ich rot, wenn jemand mit der Frage kam: „Was will uns der Autor damit sagen?“ Ist doch vollkommen egal, was der oder die sagen will. Entscheidend ist, was ankommt! Das gilt nicht nur für die Belletristik, sondern schlicht und ergreifend für JEDEN Text, von der Gebrauchsanleitung bis zum Gedicht. Daraus folgt:

 

1. Text-Mehrwert ist subjektiv. Abhängig vom persönlichen Geschmack und Wissensstand kann derselbe Text einmal als extrem wertvoll wahrgenommen werden, ein anderes Mal als komplett überflüssig. Ob dein Text mehr Wert hat, liegt am Ende also im sprichwörtlichen „Auge des Betrachters“. Es dabei allen recht zu machen, ist schlicht unmöglich. Mein Tipp zu diesem Problem: Überlege genau, was deine Zielgruppe zu deinem Text-Thema erwartet. Wenn dein Text diese Erwartungen dann erfüllt oder idealerweise sogar übertrifft, hast du die Mission „Mehrwert“ erfolgreich umgesetzt.

 

Damit deine Zielgruppe in deinem Text überhaupt einen Mehrwert finden kann, sollte der Text zuerst einmal aber auch mehr Wert bieten. Das heißt, er sollte etwas haben, was andere Texte nicht haben und im Idealfall eine bleibende Wirkung hinterlassen. Mit anderen Worten:

 

2. Text mit Mehrwert ist einzigartig und wirkt nachhaltig. Denn stell dir vor, du bekommst ein und dasselbe Produkt an jeder Straßenecke, einen Wegwerfartikel, den du kurz nutzt und dann entsorgst. Dann hat dieses Produkt für dich zwar kurzfristig einen gewissen Wert oder Nutzen, aber eben auch nicht mehr. Texte mit mehr Wert sind dagegen ‚besonders‘ und verändern etwas für die Lesenden. Sie liefern zum Beispiel Informationen, die vorher fehlten oder bündeln erstmals alles Wichtige zu einem Thema. Sie zeigen neue Perspektiven auf, die zum Nachdenken inspirieren oder bringen einen dazu, mit anderen über den Text reden zu wollen. Prinzipiell kann jede Textart einen Mehrwert transportieren. Marketingtexte für den Verkauf von Produkten etwa können Mehrwert haben, indem sie verschiedene Nutzungsmöglichkeiten erläutern, praktische Anwendungstipps geben, umfassende Produktinformationen geben, auf Studien und weiterführende Informationsquellen verweisen oder Ähnliches. Merke: Das „Mehr“ beim Lesen ist immer etwas, das man für sich aus dem Leseprozess mitnehmen kann, von Information über praktische Hilfe und Inspiration bis hin zu einem Einfluss auf die Stimmung.

 

Last, but not least (nein, sogar ganz im Gegenteil) sollte der Mehrwert eines Textes beim Lesen leicht zugänglich sein. Und dafür braucht es grundlegende Fähigkeiten und Kenntnisse zum Schreiben, denn:

 

3. Eine hohe Textqualität fördert und ist Mehrwert. Zur Textqualität zählen zum Beispiel ein guter Textaufbau, eine übersichtliche Gliederung, sinnvolle Satzverbindungen, eine ansprechende Wortwahl und eine korrekte Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion. Denn das alles erleichtert es beim Lesen enorm den Gehalt, aka Wert, eines Textes schnell zu erfassen. Und nicht nur das. Gut geschriebene Texte stellen auch einen ganz eigenen Wert dar und vermitteln unabhängig vom Inhalt eine Art Leseluxus. Na, und wenn das nicht wertvoll ist, dann weiß ich auch nicht.

 

Wie bekommen Texte mehr Wert?

Mehrwert in Texten - so bekommen Texte mehr Wert
Tipps für Texte mit mehr Wert | Bild © Britta Stender

 

Schon wenn du einige einfache Punkte berücksichtigst, wird dein Text wertvoll(er) für deine Leserinnen und Leser. Dazu gehören diese:

 

  • Hohle Phrasen sind der Feind des Mehrwerts. Auch der übermäßige Gebrauch von Füllwörtern oder das Formulieren von Sätzen alleine um ein Keyword unterzubringen, plustert Texte künstlich auf und verringert so den Mehrwert. Überlege daher bei jedem Satz – ja, wirklich bei jedem – ob er einen wie auch immer gearteten Nutzen oder Gewinn mit sich bringt, zum Beispiel Information, Unterhaltung, Verbesserung der Lesbarkeit, o. ä.
  • Mache dir klar, für wen du deinen Text schreibst, und frage dich, was die Bedürfnisse und Anliegen deiner Zielgruppe sind. Auf die solltest du dann unbedingt eingehen, inhaltlich wie auch bei der Anrede und der Tonalität.
  • Um dich von Konkurrenz absetzen zu können, musst du die Konkurrenz kennen. Verbinde mit der gründlichen (!) Themenrecherche daher eine Konkurrenzanalyse und überlege dir, was du anders (mehr) machen kannst als die anderen. Du könntest zum Beispiel alles Bestehende zusammentragen und ordnen, etwas Neues ergänzen oder das Thema aus einer ungewohnten Perspektive betrachten. Je besser du dich in dem Thema auskennst, umso leichter wird dir das fallen. Deswegen auch das Ausrufezeichen hinter dem „gründlich“.
  • Setze auf Vielfalt in deinem Text. Beleuchte zum Beispiel ein Problem von mehreren Blickwinkeln aus und liefere unterschiedliche Lösungsansätze. Oder kombiniere verschiedene Elemente wie Fließtext, Listen, Grafiken, Faktenboxen oder ähnliches. Auch in der Tonalität kannst du variieren und zum Beispiel einen ernsthaften Text durch ein separates Textfeld (Störer) mit Fun Facts, praktischen Tipps oder einem Scherz auflockern.
  • Sorge für eine übersichtliche Textstruktur. Verwende dafür inhaltlich sinnvolle Absätze und aussagekräftige Zwischenüberschriften. Bei langen Texten ist ein Inhaltsverzeichnis ideal, das einem einerseits einen Überblick verschafft, und andererseits den direkten Sprung zu den einzelnen Absätzen erlaubt. Je nach Text kann auch die Fettung von Schlüsselaussagen hilfreich sein oder die Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse in einem Fazit. Wichtig: Mache es deiner Zielgruppe so leicht wie möglich, das Gesuchte zu finden.
  • Lies deinen Text gründlich Korrektur, bevor du ihn veröffentlichst. Lasse ihn dafür idealerweise einige Tage liegen, sonst schlägt die berüchtigte Textblindheit zu und du überliest etwaige Fehler einfach. Optimal ist es, wenn ein fremdes Paar Augen noch einmal über den Text schaut. Praktisch sind auch entsprechende Korrekturprogramme, z. B. vom Duden oder von Schreib-Programmen wie Papyrus. Oder du liest deinen Text laut vor oder lässt ihn dir vorlesen. Dabei fallen Grammatik- und Rechtschreibfehler sowie wie inhaltliche Anschlussfehler meist besonders stark auf.

 

Was macht für dich den Mehrwert von Texten aus? Hast du noch einen ultimativen Mehrwert-Tipp, der in meiner Liste fehlt? Was war dein tollstes oder enttäuschendstes Mehrwert-Erlebnis beim Lesen eines Textes? Hast du noch irgendwelche Anmerkungen oder Fragen? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar!



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