Guter Chef, böser Chef...

 

Kurze Umfrage: Wer geht gerne zur Arbeit? Und ... welche Rolle spielt bei der Antwort auf diese Frage der Chef? Tja, dachte ich mir. Es ist wohl leider nicht zu leugnen, dass hierarchisch Übergeordnete von Eltern über Lehrer bis hin zum Vorgesetzten maßgeblich für den Wohlfühl-Faktor sind. Und genau das sind die Leute, die man sich nicht aussuchen kann. Verdammt!

 

Wortopolis Kolumne by Britta Stender | Guter Chef, böser Chef
Wortopolis KOLUMNE | Guter Chef, böser Chef | Bildquelle: pixabay.com, blende12

 

Schon aus der Schulzeit kennt man die Abhängigkeit von der jeweiligen Obrigkeit. Was hat man die einen Lehrer gehasst und die anderen vergöttert, oder?! In jedem Fall spielten sie eine entscheidende Rolle in der Schullaufbahn. Noch heute kommt kaum ein Wiedersehen mit alten Klassenkameraden ohne Lehrer-Anekdoten aus. „Weißt du noch, wie...“ und kurz darauf folgt schallendes Gelächter. Es waren aber auch wirklich viele Lehreraktionen zum Schreien komisch. Zum Beispiel als einer, der als Urtypus des Kauzigen gelten kann, versuchte die allgemeine Aufmerksamkeit in der Klasse durch seine Interpretation der Jugendsprache zu erreichen: „Naaa, was denkt ihr...? Finden die das obergeil? Oder ... (dramatische Pause und erwartungsvoller Rundumblick) ... finden die das untergeil??“ (Dabei ging es übrigens um Wirtschaftsregulationsmechanismen des Staates oder ein vergleichbar ‚ungeiles‘ Thema...). Kommen solche Nummern vor, handelt es sich in der Regel um einen harmlosen Vertreter der Lehrerschaft. Für die persönliche Entwicklung des Schülers haben sie in etwa eine Bedeutung wie der berüchtigte Reissack, der irgendwo im weit entfernten China umfällt. Aber immerhin tun sie ihren Job ohne großen Schaden anzurichten. Ganz anders ist es bei den leibhaftigen Personifizierungen des Bösen, die sich ihren Weg aus dem Lehrerzimmer bahnen. (Frau Mahlzahn, Severus Snape, Direktorin Knüppelkuh diese litarischen Verkörperungen der Lehrerbosheit gibt es nicht ohne Grund ...) Solche Autoritäten zerstören ganze Leben! Ob sie das bewusst machen? Ob sie sich selbst für gute Lehrer halten? Im Kern der Bosheit steht jedensfall meist eine verständnislose Verbissenheit, die keinen Humor, keine Differenzierungen und keine Anteilnahme kennt. Traurig! Und dann sind da noch die seltenen Lichtgestalten: wahrhaft berufene Lehrer Mentoren, die Wege zeigen und Türen öffnen.

 

Das Gleiche gilt für Chefs (mitgemeint ist natürlich auch immer die „Chefin“). Lachnummern sind dabei ebenso ungünstig wie die bösen Vertreter ihrer Art. Schließlich sollte man zu den 'HÖHERgestellten' aufsehen – und das nicht nur im wörtlichen Sinne, weil sie gerade mit fuchtelndem Zeigefinger vor einem stehen und einen so herunterputzen, dass man sich gedanklich bereits erhängt hat. Nein, ich meine ein respektvolles Aufsehen, ein Dem-Chef-nacheifern-Wollen. Ich meine 'aufsehen' im Sinne von inspiriert werden und sich unterstützt und bestätigt fühlen. Erst dadurch wird man zu seinen besten Leistungen beflügelt und genießt die Arbeit dabei sogar noch. (Was hätte ich bloß ohne meinen Doktorvater gemacht?!)

Fehlt so ein 'guter Chef", geht es schnell bergab. Die Medien berichten in diesem Kontext immer wieder von Studien, die den Zusammenhang des Chef-Verhaltens und des Burnout-Syndroms belegen (zum Beispiel Die Welt). Nicht das Arbeitspensum mache demnach krank, sondern die desolate Beziehung zum Vorgesetzten. Wenn es statt Lob nur Tadel gibt, statt klaren Strukturen nur schwammige, unverständliche Zielsetzungen, statt Unterstützung Druck von oben dann drohen diffuse Ängste, das Gefühl der Unzulänglichkeit und eine kontinuierliche Verschlechterung der Ergebnisse. Der stern EXTRA Gesundheit & Achtsamkeit betont die zentrale Rolle des Chefs und fasst zusammen: „Unter einem autoritären Chef hingegen, der wenig lobt und anerkennt, schlecht kommuniziert, unempathisch, narzisstisch und intrigant ist, der ständig Zeitdruck erzeugt, wenig Spielräume lässt und seine Ziele mit aller Härte durchsetzt, brennen Mitarbeiter eher aus und werden krank.“

Cartoon by Frederik Mettjes

Kein Wunder, dass sich Burnoutgefährdete gerne in ein soziales Schneckenhaus zurückziehen, um sich vor den Attacken des Büro-Tyrannen zu schützen. Ich wage allerdings mal die provokante These, dass sich aus dem Schneckenhaus heraus nicht besonders gut arbeiten lässt. Hat man da überhaupt Netzempfang???

 

Warum sind eigentlich so viele ungeeignete Leute in solchen Positionen? Habt ihr euch auch schon in der Schule gefragt, warum bestimmte Leute, die definitiv besser in einem Beruf ohne jeden sozialen Kontakt aufgehoben wären, sich für den Lehrerberuf entschieden haben? Warum sind sie nicht Briefstempler, Leuchtturmwärter, Einsamkeitsforscher oder Astronauten geworden? Genauso beschäftigt viele Angestellte die Frage: "Wie konnte man diesen Affen bloß befördern?" Und spätestens wenn sich die Ergebnisse der Abteilung zusehends verschlechtern und die Stimmung im Büro von Tag zu Tag unerträglicher wird, steht man vor den absoluten Sinnfragen: „Warum darf der ungestraft alles in die Grütze reiten? Und was mache ich hier eigentlich noch?“ Das war es dann endgültig mit der Motivation, ganz gleich wie sehr der böse Chef auch mit dem Zeigefinder wackelt und abgegriffene Phrasen von Optimierung, Teamwork und Konkurrenz drischt.

 

Nein, so etwas wollen wir nicht!

 

Schade, dass das mit Lehrern und Chefs nicht demokratisch funktioniert und man sie einfach abwählen kann. Oder vielleicht sollte es gesetzlich verboten werden, Narzissten und andere 'böse' Persönlichkeitsprofile in Führungspositionen zu befördern. Oder man sollte ein Spray erfinden, dass ganz à la Jekyll und Hyde den bösen Chef in einen guten Chef verwandelt (so etwas würde jetzt mein Sohn vorschlagen).

 

Bessere Ideen? Dann immer her damit! Oder möchtest du von deinen Begegnungen mit bösen oder guten Chefs berichten? Wie gingen sie aus? Schreibe gerne einen Kommentar zur Chef-Thematik!

 


Falls ein Link mal nicht mehr funktionieren sollte, freue ich mich über eine kurze Info per Mail.


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