Schritt für Schritt näherte sich Liguster den überdimensional großen Schnecken. Dabei überschlugen sich seine Gedanken. Wie, beim großen Mutterbaum, sollte er sie dazu bringen, weiterzuziehen? Und warum überhaupt? Nur, weil Aruna ihn darum bat? Honigpilze waren böse! Es war ...
»Dasz iszt ein noch immer nicht gut genug!« Quanjo schüttelte unwirsch seinen Kopf
»Junge Herrin«, er wandte sich an Lori und machte ein besorgtes Gesicht, »ihr szeid szchnell und wendig, aber auch leichtszinnig. Und esz fehlt euch in viel szu vielen Szituationen an Kraft. Dasz iszt nicht gut! Nicht gut. Und du«, Quanjos Finger schnellte zu Liguster und stach ihn unsanft in die Brust ...
Aruna stand direkt vor ihnen und sah sie mit ihrem seltsam bohrenden Blick an. Ihre knochigen Händen waren auf ihren knochigen Stock gestützt, dessen Spitze sie vor sich in den Boden gerammt hatte. „Ich höre, Liguster“, sagte sie und ihre Stimme klang wie ein Baum, der unter einer großen Last ächzt. Liguster hatte Mühe nicht genervt aufzuseufzen. Seit Stunden saßen sie hier und mussten immer wieder dieselben Informationen herunterleiern. Innerlich rollte er mit den Augen und begann...
Schwer atmend stützte sich Liguster auf seine Knie und schloss die Augen. Wie gerne würde er sich jetzt in seine gemütliche Wabe zurückziehen, sich von dem Nebel – oder wie sie es hier nannten – Tau-Schleier erfrischen lassen und seine müden Muskeln ausruhen. Aber da spürte er zum wiederholten Male heute die Stockspitze von Quanjo in seiner Seite. „Losz du faules Gerippe. So wird dasz nichts. Du sztirbst schon, kaum biszt du aus dem Hügel raus. Losz, losz, losz. Sztreng dich mal...
„So, so“, sagte da auf einmal eine Stimme, die klang, als würde ein uralter Baum sprechen. „Es ist also so weit.“ Liguster und Lori fuhren herum und sahen eine alte Wichtin im Eingang stehen. Mit beiden Händen stützte sie sich auf einen knorrigen Stab und fixierte sie mit einem stechenden Blick aus ihren unheimlich hellen Augen. „Aruna“, stotterte Lori. „Wir haben … wir sind …“ „Still!“, unterbrach die Alte Lori mit ihrer rauchigen Stimme drohend. „Ich weiß, was...
Nervös sah Liguster zum Horizont. Fast wünschte er sich, Lori würde doch nicht auftauchen und er könnte so tun, als hätte er nie etwas von dieser vertrollten Prophezeiung gehört. Doch ein anderer Teil in ihm brannte darauf, mehr zu erfahren. Was, wenn wirklich gerade er etwas Besonderes sein sollte? Wenn der Name Liguster Zwingelwicht ihn gar nicht ausmachte und er nicht der schreiende Findelwicht war, der von Lysopril verspottet und von den anderen Wichten ignoriert wurde? Wenn er der...
Liguster marschierte ungeduldig auf der Baumwurzel hin und her. Zwischendurch hielt er immer wieder inne und ließ seinen Blick aufmerksam über die Heidelandschaft schweifen. Nein, nichts. Er schüttelte den Kopf. Lori hatte doch gesagt, sie würde am nächsten Tag wiederkommen. Warum tat sie das dann nicht auch! Volle drei Sonnenläufe schlug er hier nun schon die Zeit tot und langweilte sich entsetzlich. So hatte er sich das mit der Ruhe nicht vorgestellt. Wo blieb nur Lori? Er wollte...
Liguster rieb sich verwirrt die Augen und wollte gerade fragen, was zum großen Mutterbaum hier los war, als die junge Wichtin mit ihrem Fuß ausholte und tatsächlich noch einmal zutrat. "Au", sagte Liguster empört. "Bist du von allen guten Nimfen verlassen? Du kennst mich doch gar nicht." "Genau", gab sie zornig zurück und begann energisch hin- und herzumarschieren. "Ich kenn dich nicht und du kennst mich nicht. Ich frage mich also, beim heiligen Heidehügel, was du in meinem Haus zu suchen...
Auf seinen heimlichen Ausflügen war Liguster bisher nie besonders weit gekommen. Daher hatte er zunächst eigentlich überhaupt keine Ahnung, wohin er gehen sollte. Bis ihm die Karte in seiner mysteriösen neuen Tasche einfiel. Er sah sie sich lange und gründlich an. Und irgendwann, als ihm wiederholt aufgefallen war, dass er automatisch immer wieder auf die gleiche Stelle der Karte schaute, war ihm klar, wohin ihn seine Schritte lenken würden.
"Eigentlich hast du das ja nicht verdient, du ungehobelter Findelwicht", keifte Malizia Gundelgruß und reichte Liguster widerwillig einen roten Zwingelhut. "Aber wenigstens bin ich dich Grobian dann endlich los. Räum nach dem Frühstück deinen Korb aus und hinterlasse dein Bett in einem ordentlichen Zustand." Es sah aus, als würde es sie eine große Überwindung kosten, als sie schließlich noch den traditionellen Zwingelwichtgruß zur Feier des sechzehnten Lebensjahres herauspresste:...