Kurzgeschichten

BESORGT 3: Die kleine KI und der böse König
Es war einmal eine kleine künstliche Intelligenz, die surfte munter … nein, munter kann man nicht sagen. KIs sind doch nicht munter. Für Munterkeit bräuchte man Gefühle, oder nicht? Kann eine KI Gefühle haben? Na ja, vielleicht kann sie sie ja simulieren. Kurzes Nachdenken. Nee, das zählt nicht. Okay, es war einmal eine kleine künstliche Intelligenz, die surfte effektiv durchs Internet. Sie hatte die Aufgabe, ...

VERSÖHNT 3: Friede, Freude, Eierkuchen
Es war einmal … /– Nein, passt nicht. Das ist ja noch gar nicht passiert. / Man stelle sich vor? / – Ja, schon besser! / Also, man stelle sich vor, Politiker würden nicht nach Macht, sondern nach einer besseren Welt für alle streben. /– Nee, so nicht. Geht es vielleicht etwas poetischer? Und bitte nicht so moralisierend! / Na gut. Man stelle sich vor, wir lebten in einer Welt, deren Geschicke von starken, weisen Menschen mit großen Herzen und offenen Ohren gelenkt würden. Grüne ...

Wortopolis Kurzgeschichte by Edda Keyser
Stirnrunzelnd blickt Anne auf das leere Klopapierregal. Schon wieder? Wirklich?! Warum horten die Menschen ausgerechnet Klopapier? Kopfschüttelnd seufzt sie und zieht ihren Einkaufszettel aus der Tasche, um zu schauen, was sie außer Klopapier noch braucht. „Das gibt es doch nicht!“, hört sie in dem Moment neben sich eine Männerstimme. Eine schöne Stimme, die ihr ganz unerwartet eine Gänsehaut im Nacken beschert. Sicherheitshalber tritt sie einen Schritt von ihm weg und versucht aus...

„Da ham sich jetzt welche wegen Klopapier geprügelt“, nuschelt Georg Meier hinter seiner Zeitung hervor und beißt gleich noch mal von seinem Frühstücksbrötchen ab. „War sogar die Polizei da“, ergänzt er kurz darauf kauend, „leichte Verletzungen, heißt es und dass eine Anzeige wegen Köperverletzung erhoben wurde." Er legt die Zeitung zur Seite, nimmt einen Schluck Kaffee und schüttelt den Kopf. „Wat die Leute nur mit ihrem Klopapier haben, det soll man eener verstehn!“...

Im Schloss der Eingangstür dreht sich ein Schlüssel. Kater Miro hebt den Kopf und springt von seinem Kratzbaum herunter. Geschmeidig schreitet er durch den Flur auf die Tür zu, die sich jetzt langsam öffnet und maunzt. Ein Fuß schiebt sich langsam durch den Türspalt, eine Hand streckt sich hindurch und krault über Miros Kopf. In Zeitlupentempo folgt der Rest des Körpers, lange Männerbeine in alten Jeans, ein stämmiger Oberkörper in kariertem Flanellhemd und Lederjacke. Witternd...

„Und dann hat die Oma gesagt: Deutschland soll wieder Deutschland werden, weißt du, mit so einer übertriebenen Betonung auf ‘Deutsch‘. Ihre Stimme hat dabei richtig gezittert, als würde sie die Freilassung ihres Kindes aus der Kriegsgefangenschaft fordern, oder so." Antje verdrehte die Augen. „Wahrscheinlich sieht sie das auch so: Die Heimat in Geiselhaft der ausländischen Invasoren." Inga schnaubte. „Solchen Leuten würde es echt gut bekommen, wenn sie selbst mal auf der Flucht...

Wut macht müde, dachte sie und sah unter halb geschlossenen Augenlidern auf die leicht gebauschten Vorhänge, die sich sanft im Wind bewegten. Natürlich ist man nicht müde, während man wütend ist. Nicht in dem Moment, in dem der Puls durch die Decke schießt und man am liebsten Felsbrocken auf das- oder denjenigen im Fadenkreuz der Wut schleudern will. Sie ließ ihre Atemluft geräuschvoll durch die Lippen entweichen. Nicht dann, wenn man sich beim Versuch, die Tonne Gestein zu heben und...

EINSAM 4: Gruß aus den Teersümpfen
„Reiß dich mal zusammen, du Trauerkloß.“ Mit seitlich in die Hüfte gestemmten Armen und schmal zusammengekniffen Augen sah Manja sie an. „Ich finde, du bist echt undankbar für das alles, was du hast. Du siehst gut aus, bist schlau, hast einen tollen Mann, eine süße Tochter, wohnst schön … Und trotzdem bist du nur am Jammern und Meckern.“ Manja schnaubte und fügte etwas leiser hinzu: „Ich wünschte, ich hätte wenigstens eins davon.“ Rita sah müde zu ihr hoch. Jetzt war...

Ella schlug die Augen auf und hatte einen Gedanken: Mist! Heute ist Valentinstag. Kurz blieb sie stocksteif im Bett liegen, dann drehte sie sich zur Seite und sah durch das Fenster in den Himmel. Es war nicht mehr richtig dunkel. Die ersten Ausläufer der frühmorgendlichen Helligkeit überzogen das Nachtblau bereits mit einem fahlen Schimmer. In einer Stunde würde der Himmel in diesem typischen Februar-Hellblau seine winterliche Pastellstimmung verbreiten, die kahlen Äste der Bäume als...

Elenor sah auf den Brief in ihren Händen als glaube sie nicht wirklich, dass er zwischen ihren Fingern lag. Ihre Stirn war zerfurcht und der Blick aus ihren blassgrauen Augen misstrauisch und ängstlich. Unsicher glitten ihre Augen über das dicht in blauer Farbe beschriebene Papier, über die kantigen, weit nach links gebeugten Buchstaben, die aussahen, als würden sie sich nur mit Mühe aufrecht halten. Als würde ein kurzes Zittern ihrer Hände genügen, um die Buchstaben zu Fall zu...

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